Einführung: Die Geschichte der Münchner Frauengesundheitsbewegung

Um das vorhandene Erfahrungswissen dieser vielgestaltigen Bewegung zu bewahren und dazu den öffentlichen Zugang zu sichern, beschloss der Münchner Stadtrat im Februar 2010, die Frauenakademie München (FAM) als Projektträgerin mit dem Aufbau eines Archivs der Münchner Frauengesundheitsbewegung zu beauftragen. Die Mitarbeiterinnen der FAM kontaktierten innerhalb eines Jahres über 400 Einzelpersonen und Institutionen, von denen über 80 ZeitzeugInnen mit historischen Dokumenten zur Sammlung beitrugen. Die breit gefächerten Unterlagen – Mitschriften, Protokolle, Unterlagen über Demonstrationen, Aktionen oder Veranstaltungen, Publikationen, Zeitungsausschnitte, Fotos, Film- und Tonmaterial – wurden nach den Regeln der Archivkunde dokumentiert, um sie für weitere Forschung aufzuarbeiten und zu bewahren. Alte Ton- und Bildträger, also Hörkassetten und VHS-Videos, sind zur Erschließung für neue Abspielgeräte digitalisiert worden.

Mit der neuen Frauenbewegung der 1970er Jahre entwickelte sich in München wie auch in Berlin, Bremen und Köln eine starke Frauengesundheitsbewegung. Die Aktivistinnen dieser Bürgerinnenbewegung waren nicht länger bereit, Männern das Wissen und die Entscheidungsmacht über ihren Körper und ihre Seele zu überlassen. In selbst organisierten Frauengruppen und -zentren entstanden jene Ideen, aus denen sich dank unermüdlichem Engagement vieler Gruppen und einzelner Frauen auf der Basis einer gelungenen Netzwerkarbeit im Laufe von Jahrzehnten starke Projekte und Institutionen entwickelten. Heute tragen diese Angebote wesentlich zur besseren gesundheitlichen Versorgung von Frauen und Mädchen bei. Sie sind aus der sozialen und gesundheitlichen Infrastruktur der Stadt nicht mehr wegzudenken.

Dokumentation der Archivalien

Die gesammelten Bestände wurden im Findbuch verzeichnet und dem Stadtarchiv München übergeben. Weitere Unterlagen zur Münchner Frauengesundheitsbewegung können im Stadtarchiv München in der Winzererstr. 68 abgegeben werden. Sie werden dem Bestand auch in Zukunft zugeordnet

Eine inhaltlichen Einblick in die Bestände liefert die von Angela Stascheit und Dr. Karin Uecker verfasste Broschüre.

Lebendige Geschichte: Interviews vor der Kamera 

Da viel Wissen über die Münchner Frauengesundheitsbewegung nicht aktenkundig wurde, wurde in dem Archivprojekt parallel zu den Dokumenten mit exemplarischen Interviews mit Zeitzeuginnen gearbeitet. Diese Interviews ermöglichen es, den persönlichen Blick der Aktivistinnen aus verschiedenen Strömungen in der subjektiven Interpretation ihrer eigenen Geschichte darzustellen und so die Münchner Frauengesundheitsbewegung lebendig in den historischen Gegebenheiten und ihrer Entwicklung zu beleuchten sowie Institutionalisierungsprozesse nachzuzeichnen. Die Interviews wurden als Filmdokumente vor der Kamera aufgenommen.

Projektdaten:

Titel: Aufbau des Archivs der Münchner Frauengesundheitsbewegung 1968-2000
Projektlaufzeit: März 2010 bis Juli 2011
Projektleitung: Birgit Erbe
Mitarbeiterinnen: Angela Stascheit, Dr. habil. Michaela Boenke, Dr. Karin Uecker, Maria Ulrich, Birgit Schirmer, Karin Juritza
Fotos: Angela Stascheit, FAM

Das Projekt wurde von einem wissenschaftlicher Beirat begleitet. Die Liste der Beiratsmitglieder finden Sie hier als pdf.