Es geht um mehr! Gender und Utopien
Feministisches Denken und Handeln speist sich seit Jahrhunderten aus der Sehnsucht nach einem anderen, eigenen Ort und entwickelt daraus Gegenentwürfe zum Bestehenden – so etwa Christine de Pizans „Stadt der Frauen“ im westeuropäischen 15. Jahrhundert, die anarchofeministischen Artikulationen von Virginia Bolten im Argentinien der 1900er Jahre oder der „Mujeres Libres“ im spanischen Bürgerkrieg oder die literarischen Entwürfe von Virginia Woolf und vieler Science-Fiction-Romane. Doch Utopien sind nach dem postmodernen Ende der „großen Erzählungen“ sowie nach den pragmatischen, ebenso ernüchternden wie erfolgreichen Märschen durch die Institutionen suspekt geworden: Zu naiv, zu groß, zu unrealisierbar scheinen utopische Phantasien und zu kompliziert die Gegenwart, die sich scheinbar einfacher in Richtung „Gendergerechtigkeit“ reformieren lässt als feministisch revolutionieren.
Zu unklar scheint nunmehr zudem, was hier und heute „Feminismus“ überhaupt meinen kann. Doch heißt dies, dass in Zeiten von Gender Budgeting und Gender Theory feministische Utopien überflüssig sind? Gibt es sie nicht doch, aber in neuen Formen? Diese Tagung will vor allem „nach vorne denken“ (Ernst Bloch), indem über Arbeit(en), Technologien, Liebe, Ökonomie, Politik und Körper als Formen des (Un)Möglichen in feministischer Hinsicht diskutiert wird.
Das Tagungsteam des Netzwerks Genderforschung und Gleichstellungspraxis Bayern lädt herzlich zum gedanklichen Experimentieren nach Tutzing ein.
Hier finden Sie den Tagungsflyer als pdf.
In Kooperation mit dem Deutschen Jugendinstitut, der Evangelischen Akademie Tutzing, der Gleichstellungsstelle für Frauen der LH München, der Hochschule München, der Ludwig-Maximiliansuniversität München, dem Städtischen Klinikum München, der Universität Augsburg sowie TUM.Diversity der TU München
Programmrückbick:
Freitag, 1. März 2013
ab 12.00 Uhr: Anreise
13.00 Uhr: Mittagsimbiss im Foyer
13.30 Uhr: Begrüßung Ulrike Haerendel
Eröffnung: Karin Jurczyk, Michaela Pichlbauer
Feministische Utopie:
14.00 Uhr: Der gerissene Faden? Die Bereicherung des Begreifens und die Mühen der Ebenen – Kornelia Hauser
15.15 Uhr: Respekt als feministisches Ethos – Tatjana Schönwälder-Kuntze
16.00 Uhr: Kaffeepause
Ökonomische und ökologische Aspekte
16.30 Uhr: Wovon wie leben?
Expertinnenrunde mit: Ute L. Fischer, Friederike Habermann, Hilal Sezgin
Moderation: Barbara Thiessen
18.00 Uhr: Abendessen
19.30 Uhr: Arbeiten und Lieben – eine Un-/Möglichkeit – Christine Wimbauer
21.00 Uhr: Gespräche in den Salons
Samstag, 2. März 2013
08.45 Uhr: Andacht in der Schlosskapelle
09.00 Uhr: Feminist Body Politics. Normale Körper zwischen Utopie und Heterotopie – Paula-Irene Villa
10.00 Uhr: Kaffeepause
Neue Formen – neue Utopien?
10.30 Uhr: Workshops (parallel):
Horror & Hoffnung: Feministische Visionen posthumaner Technikkultur – Jutta Weber
Am Ende alles auf Anfang? Die Gleichheitsversprechen der Moderne und das Ende des fossilen Kapitalismus – Stephanie Handschuh-Heiß
Putting the F-Word on the Map? Crafting und Commons – Stephanie Müller / Zara Pfeiffer
Die digitale Revolution: Wieder ohne die Frauen? – Katrin Rönicke
Sexy Outfits als neue Form des feministischen Protests? – Am Beispiel der Slut Walk-Bewegung – Laura Meschede
12.30 Uhr: Mittagessen
14.00 Uhr: Post-Gender-Feminismus
Fishbowl-Diskussion mit: Regina Frey, Lena Rohrbach, Barbara Streidl
Moderation: Birgit Erbe
15.30 Uhr: Kaffeepause
16.00 Uhr: Abschlussdiskussion
Moderation: Ulrike Haerendel
17.00 Uhr: Ende der Tagung
Datum
01.03.13 – 02.03.13
Ort
Evang. Akademie Tutzing
Weitere Veranstaltungen: